Aurum-Kolumne

Kolumne Dezember 2025

Kolumne von Ralf Scheuer, Aurum Vermögensmanagement GmbH

Zwischen Chancen- und Schattenlinien: Blick auf 2026

Nach einem erneut guten Börsenjahr 2025 scheint die Stimmung vieler Anleger beinahe sorglos. Insgesamt haben die letzten drei Jahre eindrucksvoll gezeigt, wie widerstandsfähig die Märkte sein können – trotz geopolitischer Spannungen, Zinswenden, und einer alles andere als stabilen Weltwirtschaft.

Doch während diese Erfolgsserie Mut macht, stellt sich unweigerlich die Frage: Kann 2026 erneut gut ausfallen?

Wahrscheinlich wird eine breitere Streuung wichtiger sein: Der Kursanstieg lässt sich wohl nicht mehr allein auf eine Handvoll schwergewichtiger Tech-Titel zurückführen. Wachstum braucht Substanz, und Substanz braucht Wachstumsimpulse.

US-Notenbank als Taktgeber für das globale Finanzsystem

Der wichtigste Faktor für die weitere Börsentendenz bleibt die US-Notenbank. Ihre Entscheidungen bestimmen – zusammen mit denen anderer wichtiger Zentralbanken – nicht nur die Bewegungen an den Anleihemärkten, sondern auch Aktienbewertungen, Kreditkosten, Währungen und Kapitalströme. Die Federal Reserve ist hierbei nicht nur Impulsgeber für die größte Volkswirtschaft der Welt, sondern Taktgeber für das globale Finanzsystem.

Das kommende Börsenjahr könnte somit stark von ihren Entscheidungen über Zinssenkungen, eine mögliche längerfristige Pause oder sogar erneute Straffungen abhängen, ob die Aktienmärkte weiter Rückenwind erhalten oder sich die Stimmung abrupt eintrübt.

Wir rechnen weiterhin mit moderaten Zinsreduktionen der Fed, sofern die Inflationsentwicklung im kommenden Jahr keine Überraschungen präsentiert.

Hohe Bewertung bei KI-Aktien

KI-Aktien waren in den letzten Jahren die wichtigsten Performancetreiber der Aktienindizes, begleitet von hoher Volatilität. Künstliche Intelligenz verschiebt Produktivitätsgrenzen, verändert ganze Branchen und macht Unternehmen mit cleverem Einsatz von Daten und Automatisierung sprunghaft effizienter. Gleichzeitig spiegeln sich diese Entwicklungen trotz steigender Gewinne in ambitionierten Aktienbewertungen wider und die hohe Indexgewichtung erhöht das Rückschlagsrisiko für den Gesamtmarkt. Die zentrale Frage lautet: Können die Unternehmen die hohen Erwartungen kurzfristig weiterhin erfüllen oder drohen Enttäuschungen?

Günstige Bewertungen in anderen Segmenten

Egal ob KI, Zinsen oder Geopolitik – robuste Unternehmen mit verlässlichen Cashflows und starken Geschäftsmodellen kommen im Zweifel besser durch schwierige Marktphasen, insbesondere wenn sie günstig bewertet sind. Wer einen soliden Mix aus unterschiedlichen Regionen und Branchen wählt, schläft entspannter und fährt langfristig oft besser.

So bieten beispielweise Unternehmen aus dem Gesundheits-, Rohstoff- oder Energiesektor bei hoher Substanz immer noch günstige Bewertungsniveaus und ermöglichen im Depot eine Balance zu höher bewerteten Wachstumstiteln. Auch regional gibt es große Unterschiede. So präsentiert sich der europäische Aktienmarkt mit einem deutlich höheren Dividendenniveau vergleichsweise preiswert und könnte zudem von einem Ende des Ukraine-Krieges profitieren.

Gold als Stabilisator

Wer uns kennt, weiß, dass Gold in unserer Beratung zur Portfoliostreuung und Absicherung gegen systemische Risiken seit Jahren stehts eine bedeutende Rolle spielt.

Die Frage ist, ob diese Funktion 2026 erneut Bestand hat, oder ob sich andere Werte stärker in den Vordergrund drängen. Solange jedoch die Rekordverschuldung, insbesondere der westlichen Staaten anhält, Zentralbanken weiterhin auf der Käuferseite sind und die geopolitische Unsicherheit anhält, sollten edle Metalle weiter glänzen. So ist auch das deutlich volatilere Silber aufgrund seines Angebotsdefizits und des attraktiven Preisverhältnisses zu Gold trotz bereits starker Kursgewinne durchaus aussichtsreich.

Ausblick positiv, jedoch mit Einschränkungen

2026 dürfte ein Jahr intensiven Abwägens werden. Hohe Bewertungen erfordern Wachsamkeit und ein flexibles Portfolio, das nicht auf ein einziges Szenario setzt. Ausgewogene Diversifikation, Risiko- bewusstsein und ein gewisses Maß an Gelassenheit könnten wertvoller sein als der Versuch, jeden Kurssprung mitzunehmen.

Dennoch bleibt der Grundton optimistisch. Die Märkte haben gezeigt, dass sie mit Unsicherheiten umgehen können und neue Chancen entstehen, die es zu nutzen gilt. Stärkere Rücksetzer, ähnlich wie im April dieses Jahres, könnten sich hierbei erneut als selektive Kaufgelegenheit erweisen.

Als bankenunabhängiger Vermögensspezialist beraten wir Sie individuell und ohne hauseigene Produkte.  Vereinbaren Sie gerne einen Gesprächstermin unter Tel. 06631/ 8018-440.

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie eine besinnliche Weihnachtszeit und einen erfolgreichen, vor allem gesunden Start ins Jahr 2026!

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