Aurum-Kolumne

Kolumne Mai 2023

Freitag, 05. Mai 2023   

Kolumne von Ines Caspar, Vermögensmanagerin

In den letzten Tagen ging es Schlag auf Schlag. Bei Redaktionsschluss, am Mittwoch, waren allerdings die endgültigen Entscheidungen der Notenbanken noch nicht bekannt. Die US-Notenbank setzt am Mittwoch zu ihrer vielleicht letzten Zinserhöhung an. Jerome Powell, der US-Notenbankpräsident, kündigte schon mehrmals an, danach könnte dieses Zinsniveau für längere Zeit bestehen bleiben. Die Europäische Zentralbank wird einen Tag später ebenfalls erneut die Geldpolitik straffen. Die Markterwartung sieht eine weitere Zinserhöhung um 0,5%. Die entscheidende Frage ist, wie es danach weitergeht.

Die Erwartungen an den Märkten selbst, die sich aus den Daten ablesen lassen, deuten darauf hin, dass viele Anleger von schnellen Zinssenkungen noch in diesem Jahr ausgehen. Davon aber wollen die Geldpolitiker nichts wissen, und viele Ökonomen – wenn auch nicht alle – geben ihnen recht. Die jeweiligen Interessen liegen auf der Hand. Die Marktteilnehmer möchten sich ihren Optimismus nicht nehmen lassen. Die Geldpolitiker wollen auf jeden Fall den Eindruck vermeiden, sie bekämpften die Inflation nicht konsequent genug. Und die Ökonomen hoffen, mit ihren Prognosen nicht allzu weit danebenzuliegen

Die traditionell beste Zeit an der Börse ist mit dem April zu Ende gegangen. Die Bilanz kann sich sehen lassen: Seit dem Jahresstart ist der deutsche Leitindex Dax um fast 15 Prozent gestiegen. Nur sechs Mal begann das deutsche Börsenbarometer ein Jahr besser seit der Auflage des Indexes im Jahr 1988. Ungewöhnlich ist, dass der Dax deutlich besser läuft als der US-Leitindex Dow Jones, der seit Jahresbeginn nur um knapp drei Prozent zugelegt hat. Beachtenswert ist auch, dass der deutsche Index schon jetzt stärker gestiegen ist als in einem gesamten durchschnittlichen Börsenjahr: Zum Jahresende liegt das Plus im Schnitt bei unter zehn Prozent. Ist es also aufgrund der erneuten Unruhe um die Regionalbanken in den USA und angesichts der bevorstehenden Zinsentscheide der Notenbanken Zeit, am Markt auszusteigen und Gewinne mitzunehmen?

Einige Marktteilnehmer vergleichen die Situation mit der 2004 – 2006. Damals wurden ab Juni 2004 die US-Zinsen in mehreren Schritten auf 5,25% angehoben, um die überhitzten Immobilien-Märkte abzukühlen. Bis September 2007 wurden die Zinsen konstant gehalten. Dann kam es zur ersten größeren Zinssenkung auf 4,5%. Die damals schwächelnde US-Wirtschaft erreichte Ihren Tiefstand in der Rezession 2008/2009 im Rahmen der Lehmann-Pleite.

Den größten Unterschied der aktuellen Situation zu der in 2004-2009, als ebenfalls die Zinsen massiv angehoben wurden ist, dass damals die Geldmenge M2 ausgeweitet wurde während diese 2023 sehr stark zurückgefahren wird, ebenso wie die Bilanzsummen der FED und EZB. Diese geldpolitischen Strömungen sind ein Gefahrensignal erster Güte für die Aktienmärkte!

Rezessions-Sorgen bleiben weiter bestehen. Wir haben es derzeit mit einer ausgeprägten inversen Zinsstrukturkurve zu tun. Das bedeutet, die kurzfristigen Zinsen sind deutlich höher, wie die langfristigen Zinsen. In den allermeisten Fällen hat dies in der Vergangenheit zu einer Rezession geführt. Ablesen kann man das insbesondere am Kupferpreis. Dieser gilt normalerweise als Konjunkturindikator. Gemessen am weltweit grassierenden Hype für Wärmepumpen und E-Autos wäre ein raketenhafter Anstieg des Kupferpreises zu erwarten

gewesen, doch der ist nicht in Sicht. Rezessionsängste haben ein technisches Abwärtssignal für den Kupferpreis ergeben. Für die einen sind wir schon mitten in einer Rezession, für die anderen steht sie noch bevor.

Zur Rezessionsangst kommt die zweitgrößte Bankenpleite in der Geschichte der USA! Die First Republic Bank war, ähnlich wie die Silicon Valley Bank Anfang des Jahres, durch den schnellen Zinsanstieg und den Abfluss von 100 Mrd. US-Dollar in Kapitalnot geraten. Die ersten Rettungsversuche scheiterten und so wurde die unmittelbar vor dem Bankrott stehende Bank am Wochenende von den US-amerikanischen Aufsichtsbehörden übernommen, um folgend in einem Bieterverfahren weiterverkauft zu werden. JPMorgan Chase gewann hierbei zu einem günstigen Ausverkaufspreis, ähnlich der Übernahme der Investmentbank Bear Stearns in 2008. JPMorgan Chase wird nach eigenen Angaben von diesem Deal profitieren mit einem einmaligen Gewinn in Höhe von 2,6 Mrd. US-Dollar, da die Hälfte der Verluste vom Einlagensicherungsfonds übernommen werden, für den ein geschätzter Verlust in Höhe von 13 Mrd. US-Dollar entstehen wird. Darüber hinaus erhält JPMorgan eine Finanzierung der FDIC in Höhe von 50 Mrd. US-Dollar.

Wenn Regierungen, Notenbanken und Einlagensicherung bei einer Bankenpleite stets zur Hilfe eilen, verleitet dies Banken dazu größere Risiken einzugehen. Sinnvoller wäre es die Rettungspolitik zu beenden und Banken marktwirtschaftlich in die Insolvenz zu schicken, wobei Einleger einen Haircut ihrer Ersparnisse hinnehmen müssten. Dies würde das richtige Signal senden und die Banken dazu motivieren geringere Risiken einzugehen und diese besser zu managen, was das System auch stabiler machen würde.

Die Angst vor weiteren Banken-Pleiten, Rezession, Inflation und politischen Eskapaden bleibt somit bestehen. Die alte Börsenweisheit „Sell in May and go away, but do not remember to come back in September“ könnte daher für den Sommer wieder eine größere Relevanz bekommen. Demgegenüber sind schwache Tage aber immer auch eine Chance für selektive Einstiege.

Der Goldpreis hat sich in den letzten Wochen eher seitwärts bewegt. Einen stärkeren Rücksetzer sehen wir hier derzeit nicht. Aktuell treten wieder vermehrt die Notenbanken als Käufer auf, die größere Bestände aufbauen. Dies sollte die Preise in jedem Fall mindestens stützen. In Anbetracht der weiter hohen Inflation ist mittelfristig mit einem nachhaltigen Anstieg über die 2.000 $ Marke je Feinunze zu rechnen.

Fazit: Eine breite Diversifikation der Anlagen mit dem Fokus auf Sachwerten bleibt weiter oberste Priorität. Mögliche Gewinnmitnahmen aus den Kursanstiegen der letzten Wochen können gezielt genutzt werden, um sich breiter aufzustellen. Die Beimischung von Edelmetallen sollte Ihr Portfolio ergänzen.

Sollten Sie Hilfe bei der Auswahl der passenden Anlagen benötigen stehen wir Ihnen gerne zur Seite. Rufen Sie einfach an und vereinbaren einen Termin. Tel. 06631/8018440

Ich wünsche Ihnen einen sonnigen, wonnigen Mai und eine gute Hand bei Ihren Anlageentscheidungen.

Disclaimer: Der obige Marktkommentar gilt nicht als Finanzanalyse i.S.d. § 34 b WpHG und spiegelt lediglich die Meinung des Verfassers wieder. Insbesondere stellt der Marktkommentar weder eine Anlageberatung noch eine Aufforderung zum Erwerb oder zur Veräußerung von Finanzinstrumenten dar. Er dient ausschließlich zu Informationszwecken.

Anmerkung der Redaktion: Die Kolumne spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung von Oberhesssen-Live wider. Der Verfasser und redaktionell Verantwortliche ist: Aurum Vermögensmanagement GmbH, Ines Caspar, Bürgermeister-Haas-Str. 5, 36304 Alsfeld

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Und wieder ist es ein Krieg, der die Nachrichtenlage und somit auch die Märkte beeinflusst. Der Angriff der Hamas vor ca. 4 Wochen stützt die Risikoaversion der Marktteilnehmer. Der Nah-Ost Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern ist aktuell der Treiber der erhöhten Risikoaversion. Möglicherweise der „Schwarze-Schwan“, den einige Markt-Skeptiker schon länger erwarten.

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