Freitag, 14.April 2023
Die monatliche Kolumne von Aurum Vermögensmanagement heute von Mario Eichenauer, Vermögensmanager
Inflation auf dem Rückzug?
Wenn man der Berichterstattung in unseren Leitmedien Glauben schenkt, könnte man tatsächlich meinen die Inflation in Deutschland bzw. Europa wäre auf dem Rückzug. Richtig ist zwar, dass die Jahresrate stark zurückgegangen ist, was aber hauptsächlich mit dem sogenannten statistischen Basiseffekt zusammenhängt und sogar vom statistischen Bundesamt deutlich hervorgehoben wurde.
Wenn wir uns ein Jahr zurückerinnern, war der März 2022 der erste Monat, in dem der Markt auf den Ukraine-Krieg mit steigenden Preisen reagiert hat und dies sogar ganz erheblich, bezogen auf den deutlichen Sprung der Energiepreise. Nur aufgrund dieses Basiseffekts ist die Jahresrate der Inflation in Europa von 8,5 auf 6,9 Prozent zurückgekommen. Schaut man sich allerdings die Monatsveränderungen an, bekommt man ein völlig anderes Bild. Im Januar 2023 haben die Preise im Vergleich zum Vormonat um 1% zugelegt und im Februar und März um jeweils 0,8% und dies vor allem in der Kernrate (ohne Energie und Nahrungsmittel), was sich auch sehr deutlich im harmonisierten europäischen Verbraucherpreisindex ablesen lässt.
Von einem Rückgang der Inflation kann also keine Rede sein, auch wenn unser Wirtschaftsminister von einem „starken Signal“ bzgl. der fallenden Jahresrate gesprochen hat.
Lohn/Preis-Spirale ist in vollem Gang
Derzeit sehen wir genau das, was zu befürchten war, hohe Preise werden mit stark steigenden Lohnerhöhungen beantwortet. Dadurch bleibt der Konsum stark genug, damit die Unternehmen nicht nur die höheren Lohnkosten ausgleichen können, sondern auch noch ihre Gewinne – mit Ausrede der Inflation – immer weiter steigern. Das ist ein Kreislauf, den man nur schwer durchbrechen kann, da weder Regierungen noch Notenbanken die Löhne diktieren können.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Inflation in Deutschland und Europa zwischen fünf und zehn Prozent verharrt und die Leitzinsen auf längere Sicht hoch bleiben ist daher groß.
Aktien- und Anleihemärkte setzen auf baldige Zinssenkungen
Immer mehr Marktteilnehmer spekulieren darauf, dass die Zentralbanken bald wieder die Zinsen senken werden, obwohl die Notenbank-Chefs dies für 2023 in ihren Statements klar ausgeschlossen haben. Die aktuellen Kursniveaus von DAX & Co. wären in den nächsten Monaten nur zu halten bzw. nach oben ausbaufähig, wenn die Inflation schnell verschwindet, eine Rezession ausbleibt und die EZB in Kürze den Leitzins senkt. Dies alles zusammen genommen ist aktuell nur schwer vorstellbar.
Verschiedene Konjunkturdaten lassen eine Rezession erwarten
Der Verband der deutschen Maschinen- und Anlagenbauer meldete für Februar einen inflationsbereinigten Auftragseinbruch von sage und schreibe 17 Prozent zum Vorjahresmonat. Der in der letzten Woche vorgelegte deutsche Konsumklima-Index fiel weiterhin sehr negativ aus und liegt nach wie vor weit unter dem Tief der Corona-Crash-Phase vom Frühjahr 2020. Und auch das von der Uni Michigan ermittelte US-Verbrauchervertrauen ist vom ungewöhnlich niedrigen Niveau aktuell weiter auf dem Weg nach unten.
Auch wenn die Wirtschaftsweisen in ihrem Frühjahrsgutachten ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 0,3% in diesem Jahr erwarten, so scheint die Prognose vom vergangenen Herbst mit -0,4% das wahrscheinlichere Szenario zu sein. Letzteres wird auch von den am Dienstag erschienenen IWF-Prognosen für die Weltwirtschaft untermauert.
Goldpreis auf dem Weg zu neuem Allzeithoch
Sowohl fundamental (Stichwort Inflation), als auch charttechnisch befindet sich der Goldpreis in einer vielversprechenden Ausgangslage. Viele Großanleger sind noch sehr skeptisch, was den Goldpreisanstieg in den letzten Wochen angeht, was aber zusammen mit den erstaunlich niedrigen Sentiments-Indikatoren und den sehr niedrigen Absicherungsgeschäften (Short-Kontrakte) für eine Fortsetzung des Kursanstiegs auf neue Allzeithochs spricht.
Im Rahmen der Charttechnik befindet sich der Goldpreis in einer sogenannten „Tassen-Formation“, die bei einem Ausbruch nach oben ein Kursziel von ca. 3.000 USD aufweist.
Fazit:
Sachwerte bleiben in diesem Umfeld nach wie vor alternativlos. An den Aktienmärkten dürfte es daher in den nächsten Monaten noch die ein oder andere gute Kaufgelegenheit geben. Hervorragende Unternehmen zu günstigeren Preisen als heute einzukaufen, dürfte sich mittel- bis langfristig auszahlen.
Den Edelmetallen und allen voran dem Gold sollte es bei diesen extremen Rahmenbedingungen kurz- bis mittelfristig zu neuen Hochs verhelfen und den Goldminenaktien als großer Profiteur von steigenden Goldpreisen vermutlich ebenfalls.
Ich wünsche Ihnen wie immer ein gutes Händchen für Ihre persönliche Vermögensstruktur!
Sollten Sie Hilfe beim Aufbau eines robusten Portfolios benötigen, rufen Sie uns gerne unter 06631/8018440 an.
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